Auf dem betonierten Scheunenboden bildet sich eine Pfütze. Das Dach ist dicht, aber der Wind drückt den Regen durch den schmalen Spalt zwischen den hölzernen Scheunentüren. Und auch wir tropfen.
Die meisten haben zumindest triefende Hosen und vollgelaufene Schuhe. An die Regenhose hat beim Packen, das sieht man jetzt, nur einer gedacht. Wir schließen das Tor. Der Regen hat uns überrascht. Eigentlich wollten wir am Bauernhaus, das zur schützenden Scheune gehört, nur unsere Flaschen auffüllen, weiterlaufen und kurz vor Näsum einen Platz für unser Zelt suchen.
Plötzlich entleerte sich der Himmel derart, dass bald Bäche den Weg auswuschen und das Wasser in Kleidung und Rucksäcke drängte.
Die Flaschen hätten sich vermutlich auch ohne Wasserhahn gefüllt. Also Sprint zurück zum Bauernhaus, klopfen an der Tür.
Kurz darauf stehen wir der Freundlichkeit der Scheunenbesitzer zum Dank, in der Besagten Scheune. Weiterlaufen erscheint jetzt nicht sinnvoll. Es regnet beständig und ein Ende ist nicht abzusehen. Der Himmel gleicht in seiner Farbe in etwa dem steinernen Boden der Scheune und die Donner in ihrer Lautstärke dem Traktor des Scheunenbesitzers. Um unseren vermeintlichen Schlafplatz nicht nass zu machen bleiben wir nahe am Tor und beginnen das nasse Zeug zu wechseln. Wie sich herausstellt sind genug Klamotten nass geworden eine ganze Wäscheleine quer durch die Scheune gut zu füllen. Die Stimmung ist dennoch gut. Das Ehepaar, das uns die Flaschen hat auffüllen lassen, hätte uns genauso gut wegschicken können. Stattdessen haben sie uns aufgenommen und sogar ihre Küche, sowie ihre kleine Außentoilette angeboten.
Weil es weiter blitzt und donnert, fangen wir an zu singen und die Gitarre zu spielen. Mit trockenen Klamotten ist es jetzt auch etwas wärmer. Mittlerweile blubbert über unserem Kocher das Nudelwasser und wir richten uns darauf ein die Nacht in der Scheune zu verbringen. Nach und nach wird der Regen schwächer, der Himmel heller. Letztlich tunkt die Sonne den Abendhimmel sogar noch in schöne leuchtende Farben. Langsam trauen wir uns dann auch aus der Scheune. Wir spielen Hackyburn und kommen mit Herr Nilsson, dem Besitzer des Hofs, ins Gespräch. In den 30 Jahren, die er auf diesem Hof bereits lebt, sei noch nie ein vergleichbarer Regensturz niedergegangen. Dass wir über Nacht in seiner Scheune bleiben ist für ihn kein Problem. Es dämmert ja, und noch nach einem Lagerplatz zu suchen würde zu lange dauern.
Während wir zum Dank den vom Regen ausgespülten Zufahrstsweg ausbessern, zieht Herr Nilsson mit seinem kleinen Traktor einen Ast zur Seite. Unter dem dazugehörigen Baum haben wir vorhin noch auf die beiden gewartet, die am Haus Wasser holten. Glück gehabt…
Der Abend, von dem ich erzählte, ereignete sich auf der Großfahrt des Stamm 6 im August. Zu acht wanderten wir -Pfadfinder aus Gießen, Langgöns und Butzbach- den Skåneleden in Südschweden. Von Osby aus ging es Richtung Westen, durch alte Wälder und an Seen entlang, immer des Wegs nach Sölvesborg, dem Ziel der Fahrt an der Westküste, folgend.